Blöbaum Baubiologie

Bünde - Gebäude-Check

Gebäude-Check bei gesundheitlichen Problemen in der Mietwohnung

Die gesamte Familie litt, nach dem Einzug in die frisch renovierte Mietwohnung unter dauerhaften Hustenreiz und die 3 Kinder unter entzündeten Schleimhäuten in Rachenraum.

Beim Ortstermin trat dem Sachverständigen eine stechender beißender Geruch entgegen. Hinsichtlich dieser Tatsache wurde die Raumluft auf Formaldehyd untersucht.

Die Auswertung zeigte mit 323 μg/m³ eine extrem hohe Raumluftkonzentration von Formaldehyd in den Schlafbereich Kinderzimmer und Elternschalfzimmer.

In den Räumen des Erdgeschosses waren die Räume mit  21 und 29 μg/m³ Formaldehyd unauffällig.

 

Erläuterungen Formaldehyd:

Was ist Formaldehyd?

Formaldehyd ist ein farbloses Gas, es hat einen Siedepunkt von –19,5 °C und gehört gemäß der Gefahrstoffverordnung zu den giftigen Stoffen mit erbgutverändernden und sensibilisierenden Eigenschaften. Es wird hauptsächlich über die Atemwege und die Haut aufgenommen. Die Schädigungen an der Eintrittspforte führen u. a. zu Augen- und Schleimhautreizungen, Hustenreiz, Atembeschwerden oder Hautausschlägen. Chronische Einwirkung kann zu allgemeinen Befindlichkeitsstörungen wie Kopf-schmerzen, Gedächtnisstörungen, Abgespanntheit oder Nervosität führen. Durch dauernde Schleimhautreizungen kann die Keimabwehr und das Immunsystem geschwächt werden.

Wofür wurde Formaldehyd verwendet?

Die Formaldehydquellen in Innenräumen können vielseitig sein. Hauptverursacher sind jedoch Spanplatten und Holzplatten mit Bindemitteln auf Formaldehydbasis (als Möbel, Fußboden, Verkleidungen). Dabei ist die Güteklasse E1 nicht immer ein Garant für unbelastete Raumluft. Formaldehyd ist zum Teil in Ortschäumen auf Polyurethanbasis, Lacken (z. B. Alkydharzlacke, Polyesterlacke), Farben (z. B. wasserlösliche Disper-sionsfarben, alkydharzhaltige Ölfarben), Klebern (z. B. Dispersionskleber) oder Versiegelungen (z. B. Fußbodenversiegelung) enthalten. Knitterfreie Stoffe erhalten durch Formaldehyd ihre "guten" Eigenschaften. Im Haushalt kann es in Desinfektionsmitteln, Reinigern, Pflegemitteln oder in Kosmetikartikeln (z. B. Nagelhärter, Shampoo) enthalten sein. Außerdem wird es bei jeder Verbrennung (Feuer, Rauchen) gebildet.

Maßnahmen werden bei Konzentrationen oberhalb 100 µg/m³ (0,08 ppm) oder bei Beschwerden, die von Formaldehyd verursacht werden, empfohlen. Am effektivsten wird eine Belastung durch Entfernen der Quelle behoben, z. B. Spanplatte/Isoliermaterial entfernen oder entsprechendes Mittel nicht verwenden. Eine weitere Maßnahme besteht im Abdichten der Quelle mit einer Dampfsperre wie Aluminiumfolie. Außerdem können luftreinigende Maßnahmen mittels entsprechenden Geräten oder Adsorbermaterialien zur Belastungsverringerung führen.

In der Außenluft ist Formaldehyd in Konzentrationen bis 15 µg/m³ (ca. 0,01 ppm) nachweisbar, verursacht durch Verkehr, Industrie und Hausbrand. In Innenräumen sind üblicherweise Konzentrationen von 30 bis 70 µg/m³ zu finden.

Grenz- und Richtwerte

-        Richtwert ehemaliges Bundesgesundheitsamt BGA jetzt Umweltbundesamt UBA: >120µg/m³

-        Richtwert WHO (Weltgesundheitsorganisation), Konzentration oberhalb der Anlass zur Besorgnis gegeben ist: >100 µg/m³

-        Richtwert WHO (Weltgesundheitsorganisation), Konzentration unterhalb der kein Anlass zur Besorgnis gegeben ist: < 60µg/m³

-        Orientierungswert VDI (Verein Deutscher Ingenieure): 30µg/m³ entspricht dem Sanierungszielwert (vRW I)

 
 
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