Blöbaum Baubiologie

Bückeburg - Gebäude-Check

Gebäudecheck vor dem Hausverkauf

Die Immobilienmaklerin fordert eine Schadstoffanalyse hinsichtlich des geplanten Verkaufs der Immobilie.
Auslöser für die Beauftragung sind vorangegangenen Bauarbeiten im Obergeschoss, hier wurde alte Dämmwolle ohne besonderen Personen- und Umgebungsschutz ausgetauscht.

Wir führten Raumluftmessungen auf eine mögliche Kontamination durch alte KMF Wolle durch.

Die Raumluftmessungen zeigten eine deutliche Kontamination von mehr als 150.000 Fasern / m³  im Schlafbereich des Fertighauses, durch KMF. Der Hintergrundwert für Innenräume darf 1000 Fasern / m³ betragen. und nur 500 Fasern/m³ bei der Sanierungskontrolle.

 
 
 

Erläuterungen KMF:

KMF (Künstliche Mineralfaser)

 

Was ist Mineralwolle-Dämmstoffe?

Mineralwolle-Dämmstoffe kommen in Form von Glaswolle oder Steinwolle zum Einsatz. Hergestellt werden diese Dämmstoffe im Wesentlichen aus Glasrohstoffen oder Gesteinen unter Verwendung von Recyclingmaterialien wie z.B. Altglas. Diesen Dämmstoffen sind Kunstharze und Öle zugegeben. Die Kunstharze als Bindemittel garantieren die Form der Dämmstoffe, während die Öle die Staubfreisetzung verringern.

Lungengängigkeit, Länge u. Durchmesser

Die in den Dämmstoffen enthaltenen Glas und Steinwollefasern haben überwiegend eine mittlere Länge von einigen Zentimetern und einen mittleren Durchmesser von 3 – 5 Mikrometer[1]. Sie sind zumeist aufgrund ihrer Länge nicht atembar. Beim Konfektionieren und Verarbeiten werden jedoch auch Fasern freigesetzt, die in die Lunge gelangen können.

 

Situation in Deutschland

Bei Produkten, die vor 1996 eingebaut worden sind, muss von einem Krebsverdacht ausgegangen werden. Dieser Verdacht kann nur durch einen Einzelnachweis widerlegt werden.

Seit 1996 werden in Deutschland Mineralwollprodukte hergestellt, die als unbedenklich gelten. Der Umgang mit diesen Produkten erfordert neben den Mindestanforderungen beim Umgang mit  Arbeitsstoffen keine zusätzlichen Anforderungen. Bei Produkten, die nach 1996 eingebaut wurden, kann noch ein Krebsverdacht bestehen. Auch in diesen Fällen kann der Verdacht nur durch einen Einzelnachweis widerlegt werden. Seit dem 1. Juni 2000 dürfen in Deutschland nur noch neue Produkte verarbeitet werden, die nach Anhang IV, Nr. 22 der Gefahrstoffverordnung als unbedenklich gelten.

 

Maßnahmen für den sicheren Umgang

Die notwendigen Maßnahmen für den Umgang richten sich nach der Beurteilung der Fasern: Nur bei Fasern mit Krebsverdacht werden Maßnahmen erforderlich, die über die Mindestschutzmaßnahmen hinausgehen.

Der Unternehmer oder seine Beauftragten müssen deshalb vor Aufnahme der Arbeiten im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ermitteln, wie die Fasern zu beurteilen sind. Zur Festlegung der Schutzmaßnahmen sind neben dieser Beurteilung auch Art und Umfang der Tätigkeiten von Bedeutung. Durch den Unternehmer oder seine Beauftragten ist dafür zu sorgen, dass in Abhängigkeit von der Gefährdung die notwendigen Maßnahmen eingehalten werden. Die Gefährdungsbeurteilung ist vor Aufnahme der Tätigkeiten zu dokumentieren. Für die in den Tabellen 1a und 1b aufgeführten Tätigkeiten ist keine detaillierte Dokumentation erforderlich.

Juckreiz

Beim Umgang mit Mineralwolle-Dämmstoffen können durch die Fasern mechanische Hautreizungen auftreten. Hierfür sind gröbere Fasern (Durchmesser über 5 Mikrometer) verantwortlich, die sich aufgrund ihrer Steifheit in die Haut einbohren und einen unangenehmen Juckreiz hervorrufen können. Bei längerem Umgang mit Mineralwolle-Dämmstoffen tritt offensichtlich ein Gewöhnungseffekt ein; trotz fortgesetzter Exposition gegenüber den Fasern lässt der Juckreiz nach. Es besteht jedoch weiterhin die Gefahr von Entzündungen.

Bereits bestehende Hautprobleme können sich durch den Umgang mit Mineralwolle- Produkten verstärken.

 

Krebspotenzial

Mineralwolle-Dämmstoffe enthalten atempotenzial bare Fasern. Die von diesen Fasern ausgehende Gefährdung soll im Folgenden näher erläutert werden.

 

Wann ist eine Krebsgefahr durch Fasern grundsätzlich gegeben?

Fasern aller Art sind dann in der Lage, Krebs zu erzeugen, wenn sie entsprechend lang und dünn sind (bestimmte Länge und Durchmesser) und eine gewisse Beständigkeit im Körper besitzen.

Diese Fasern sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, liegen jedoch in hohen Konzentrationen bei der Handhabung und Bearbeitung  in der Atemluft vor.

Anders als Asbestfasern, die aufspleißen, also sich der Länge nach teilen und somit immer dünner und gefährlicher werden, brechen Glas- und Steinwollefasern quer zur Faser und werden so immer kürzer. Da der Durchmesser dabei gleich bleibt, werden die Bruchstücke immer mehr zu kleinen Staubkörnchen und sind dann in der Wirkung mit jedem anderen Staub vergleichbar. Die Beständigkeit der Fasern ist von Bedeutung, weil sie eine bestimmte Zeit in der Lunge verbleiben müssen, um eine Krebserkrankung hervorrufen zu können. Sobald die Faser aus der Lunge entfernt oder aufgelöst ist oder auch nur in mehrere nicht faserförmige, weil zu kurze, Teile zerbricht, verliert sie ihr krebserzeugendes Potenzial.

Mineralwollefasern weisen eine geringe mit Asbest Beständigkeit auf, die mit der von Asbest vergleichbar! nicht vergleichbar ist. Untersuchungen zur Biobeständigkeit (Biopersistenz) haben ergeben, dass die heute hergestellten Glas- und Steinwollefasern schon nach weniger als 40 Tagen zu mehr als der Hälfte (Halbwertszeit) abgebaut sind. „Alte“ Mineralwolle hat dagegen Halbwertszeiten von einigen hundert Tagen, während z.B. Blauasbest eine Beständigkeit von mehr als 100 Jahren aufweist.[2]

Die Immobilienmaklerin fordert eine Schadstoffanalyse hinsichtlich des geplanten Verkaufs der Immobilie.
Auslöser für die Beauftragung sind vorangegangenen Bauarbeiten im Obergeschoss, hier wurde alte Dämmwolle ohne besonderen Personen- und Umgebungsschutz ausgetauscht.

Wir führten Raumluftmessungen auf eine mögliche Kontamination durch alte KMF Wolle durch.

Die Raumluftmessungen zeigten eine deutliche Kontamination von > 150.000 Fasern im Schlafbereich des Fertighauses, durch KMF.

KI-Wert

     Einstufung

KI-Wert ≤ 30

K2 – "Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen angesehen werden sollten"

30 < KI-Wert < 40

K3 – "Stoffe, die wegen möglicher krebserzeugender Wirkung beim Menschen Anlass zur Besorgnis geben"

KI-Wert ≥ 40

keine Einstufung als krebserzeugend

 



[1] Ein Mikrometer (mm) ist der millionste Teil eines Meters bzw. der

tausendste Teil eines Millimeters.

[2] Umgang mit Mineralwolle-Dämmstoffen, BG-Bau

 
 
 
 
 
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